Drachenreiter

Prolog

 

Die Stadt Yakazu, Hauptstadt des gleichnamigen Königreiches, liegt genau zwischen dem Meer und den Ausläufern der Sturmberge diesseits der großen Wüste. Diese Lage, gleichzeitig mit einem geschützten kleinen Naturhafen gesegnet und zu Füßen der einzigen guten Pässe, hat sie reich gemacht. So reich, daß diese Stadt sich den Luxus eines eigenen Königs, eines großen Basars und regelmäßiger Kriege mit den neidischen Nachbarn leisten kann. Jede Karawane aus dem Süden muß hier ihre Waren verschiffen. Jeder Händler aus dem Norden kann praktisch nur hier seine Waren ausladen und weiterverkaufen. Soviel Handel bringt nicht nur Reichtum, sondern zieht auch Gefahren mit sich. Die allerdings von jedem unterschiedlich bewertet werden. Die arroganten Zöllner, die versuchen aus jeder Ladung die besten Stücke zu bekommen oder die Hafenwächter, deren Hauptziel es ist, Händler entweder zu erpressen oder mit Huren beiderlei Geschlechts zu versorgen gelten als lästig, manchmal auch sehr störend, aber sie sind nicht gefährlich. Die Schatten in der Nacht, die wie Geier um betrunkene Händler und Seeleute schleichen, bis sie dann plötzlich zuschlagen, sind schon etwas anderes. Manche nehmen sich nur das, was sie haben wollen - Geldbeutel, Schmuck, vielleicht gute Kleidung oder Schuhe. Andere nehmen auch das Leben ihrer Opfer. Die letzten sind nicht gut angesehen, nicht einmal unter ihresgleichen. Man tötet keine Beute, die wiederkommen und noch mal ausgeplündert werden könnte - es gilt als schlechter Stil. Das ist zwar kein großer Trost, aber immerhin hält sich die Zahl der Toten in Grenzen, vielleicht 4 pro Mond. Verglichen mit ca. 50 beraubten ist es relativ harmlos. Und dann sind da noch die Banden. Militärisch Organisiert und sehr effektiv die einen, ein wilder, zügelloser Haufen die anderen. Sie sind die wahre Gefahr, denn sie haben die Kontrolle über die Pässe der Sturmberge. In den Bergen sind tausende von Schlupfwinkeln, eine Armee kann sich darin verstecken. Die Banden schlagen schnell zu, rauben, plündern was geht und ziehen sich wieder zurück. Manche lassen nur Tote zurück, anderen reicht die Ware. Eine der Banden ist besonders wagemutig. Die Leute reden von ihr als dem "Nebel" - diese Bande ist genauso schlecht zu fangen wie Nebelschwaden. Sie entert mittels Booten sogar in der Nacht die Handelsschiffe und holt sich besonders begehrte Beute direkt von dort - Gold, Elfenbein, Perlen, Seide. Sie ist gut organisiert, ihr Anführer ist unbekannt, es gibt nur Gerüchte über ihn. Groß soll er sein, weißblond, blaue Augen und ein perfekter Körper - zu gut, um wahr zu sein. Er ist sehr gefürchtet, obwohl oder gerade weil er praktisch nie tötet. Seine Pläne sind einfach zu genial und zu gewagt. Aber gesehen oder gar gefaßt hat man ihn noch nie ... Andere sind besser bekannt. Ikaru von den schwarzen Tigern, ein Riese von Gestalt, sehr grausam, kalt wie eine Hundeschnauze. Er führt die größte Truppe und ist auch der rücksichtsloseste. Selbst Händler, die Lösegeld bieten, überleben die Bekanntschaft mit ihm selten. Der rothaarige Linus, der so harmlos aussehen kann. Seine Bande schlägt immer wieder schnell auf der Passhöhe zu und zieht sich genauso schnell wieder zurück. Er ist mutig, nicht ganz so grausam wie Ikaru. Leute, die sich ergeben, haben meistens Glück. Es gibt noch dutzende weitere Banden, auch viele, die als Diebe ihr Leben fristen. Alle nutzen entweder die Sturmberge als Unterschlupf oder verstecken sich in den Katakomben der Stadt. Yakazu ist übrigens genauso bekannt für die geschickten Diebe wie für die schönen Tänzerinnen - was eine Menge heißt, denn die Mädchen sind wirklich hübsch. Aufgrund der schlechten Ernte in diesem Jahr zusammen mit einem Aufstand der Wüstennomaden sind viele Flüchtlinge und damit auch Zuwachs für die Banden in die Stadt Yakazu gekommen. Die Überfälle haben derart zugenommen, das König Boltis, sonst ein eher ruhiger Vertreter der königlichen Linie, sich entschlossen hat, hart durchzugreifen. "Das ist nicht euer Ernst! Es kann nicht sein!" "Doch, es ist. Dem Gesindel muß Einhalt geboten werden. Ich habe beschlossen, die Drachenreiter anzuheuern und dein Gejammer wird mich nicht davon abhalten." Der König, ein rundlicher, gemütlicher Mann, sitzt mit hochrotem Gesicht auf dem Thron. Sein Berater läuft ganz gegen seine Gewohnheit hektisch durch den Saal. "Aber Sire, die Drachenreiter sind teuer, allein das Futter der Drachen kostet ein Vermögen. Und was sollen die Stadtwachen sagen, die Männer werden sich übergangen fühlen." "Die Reiter kosten mich nicht soviel wie die Überfälle der verfluchten Banden uns an Einnahmen gekostet haben. Außerdem steht der Ruf unserer Stadt als Handelsposten auf dem Spiel. Was soll ich den Leuten sagen, wenn nur noch jede dritte Karawane ohne Verluste die Berge passiert? Und was die Wachen angeht: Wenn sie gut genug wären, hätte ich Hilfe von außen nicht nötig. Nein, es ist entschieden: Ich werde den Kaiser um die Hilfe seiner Elite, also um einige seiner Leute bitten. Und die werden unser Problem lösen, da bin ich mir sicher." König Boltis scheucht seinen Ratgeber hinaus und ruft nach einem Schreiber. Er will jetzt keine Zeit mehr verlieren. Acht Tage später landen auf den Schloßhof 6 elegante Drachen. Und das ist der Punkt, ab dem es interessant wird .......