Drachenreiter - Der Verrat

 

Prolog

 

Leises Plätschern erfüllt die Luft, zusammen mit dem süßen Duft kostbarer Öle.

Tetsu'ko hebt den Kopf und lauscht aufmerksam. Da! Er hatte sich nicht getäuscht. Leises Keuchen ist zu hören, hin und wieder unterbrochen von einem lauteren Aufstöhnen.

Tetsu'ko knurrt. Wenn dieses Weißhaar seinem Herren schon wieder wehtut, kann er was erleben ....

Letztes Mal, als das Weißhaar seinen Reiter auf dem Bett festhielt, hatte er sich angepirscht und sie mißtrauisch beobachtet. Als Takuto auf einmal aufschrie hatte er genug: er schnappte nach Weißhaars Bein und schleppte ihn kopfüber hängend aus der Höhle. War das ein Gezeter ... aber er stellte sich einfach taub. Oh, er war nett ... Er flog diesen Koji immerhin an Land und setzte ihn splitternack auf den Klippen ab. Er hatte ihn nicht mal gekratzt! Allerdings fand sein Herr das weniger lustig . Er mußte Takuto danach zu diesem Koji bringen und wurde sogar ausgeschimpft. Undank ist der Welten Lohn. Dabei hatte er doch nur seinen Herrn beschützen wollen.

 

Tetsu'ko zwängt sich durch den engen Höhlengang. Der Gang in das Schlafzimmer ist breiter, da kommt er problemlos durch. Aber der hier .... Er kommt nicht mit dem Körper durch das Tor bis in den Baderaum, aber sein Hals ist lang genug um im Notfall bis zur Badekuhle zu gelangen.´Vorsichtig robbt er ein bißchen weiter, die Vorderbeine eng an den Körper gepreßt, bis er um die Ecke linsen kann.

Koji und Takuto knien in der Badegrube - eine runde, wannenartige Kuhle im Felsboden. Aus einem Rohr in der Felswand plätschert Wasser in diese Kuhle, das vorher durch ein Feuer in einer Felsnische erhitzt wurde. Über einen Abfluß kann das Wasser abgelassen werden. Es fließt dann durch eine Bodenrinne zu einer Öffnung im Fels, um sich ins Meer zu ergießen. Takuto stützt sich mit seinen Armen am Felsrand ab, während Koji hinter ihm mit beiden Händen fest seinen Rücken durchknetet. Hin und wieder, wenn Koji einen Muskel besonders hart walkt, stöhnt Takuto laut auf. "Jetzt stell dich nicht so an. Wer unbedingt bis zur Felszinne schwimmen und dann auch noch daran hochklettern muß, darf sich über Muskelkater nicht beschweren. Seih froh, daß ich dir den Rücken massiere, sonst könntest du dich morgen kaum bewegen. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?" Takuto antwortet gepreßt: "Ich muß den Hort auch ohne Drachen erreichen können. Außerdem brauche ich dringend mehr Training. Ab morgen mache ich die Tour regelmäßig." Anstatt einer Antwort preßt Koji mit beiden Daumen auf

einen besonders verspannten Muskel neben der Wirbelsäule. Izumi quietscht eher überrascht als schmerzvoll auf. "Training? Du? Keiner der Wachen kann dir das Wasser reichen - weder im Zweikampf noch mit der Armbrust." Koji klingt besorgt, beinahe zornig. "Das Meer ist tückisch hier, du kannst in einen Strudel geraten. Der Felsen ist manchmal spröde. Du könntest abstürzen.

Wenn du schon trainieren mußt, dann suche dir etwas ungefährliches aus. Zu Beispiel kannst du mit mir trainieren."

Izumi wirft einen kurzen Blick über seine Schulter. "Und was?"

"Na ja ..." Koji beugt sich vor und küßt ihn zärtlich zwischen den Schulterblättern. "Mir fällt da bestimmt etwas ein ..."

"Denkst du immer nur an das eine?"

"Hmmm, nein, nicht immer ..." Koji öffnet eine kleine, blaue Flasche, deren

Inhalt einen berauschenden Duft verbreitet.

"Was ist das?"

"Och, das fördert nur die Durchblutung. Angeblich soll es anregende Wirkung haben, aber das halte ich für ein Gerücht. Deinen verspannten Muskeln wird es bestimmt guttun."

Er verteilt das samtige Öl großzügig auf dem schlanken Rücken vor ihm. Dieses Mittel ist eines der teuersten Aphrodisiaka, die man für Geld kaufen kann.

Nicht, daß Koji es gekauft hätte - von zehn Flakons steht ihm einfach eines zu. Na ja, wenn der Händler es in seinen Räumen auch so schlecht bewacht. Nur 8 bewaffnete Wachen .... 3 schwere, aber auch ein paar einfache Schlösser .... eine dicke Eichentruhe ..... und dann auch noch die 18-jährigeTochter, die auf die Truhe aufpassen sollte .... Koji grinst süffisant. Er hat die Wirkung gleich mit ihr zusammen ausprobiert. Das Zeug ist wirklich gut - und die Kleine war so etwas von niedlich ....

Takuto reißt ihn aus seinen Gedanken."Koji, meine Haut prickelt so seltsam. Was sagtest du, ist das?"

"Nur etwas, damit du dich entspannst. Morgen früh wirst du bestimmt keinen Muskelkater haben."

Er verstreicht das Öl gleichmäßig, massiert es fest in den Rücken ein und läßt seine Hände weiterwandern zu den Seiten und Takutos Brust. Da, wo er mit seiner Brust auf dem geschmeidigen Rücken lehnt und das Öl berührt, beginnt auch seine Haut zu kribbeln und zu prickeln. Während er mit beiden Händen die Brustmuskeln massiert, setzt Koji kleine Küsse in Izumis Halsbeuge. Der Junge beugt seine Kopf zurück und atmet schwer neben seinem Ohr. Koji verpaßt ihm einen Knutschfleck auf die Schulter und erkundet danach sein Ohr, knabbert an der Ohrmuschel, versenkt seine Zunge darin.

Izumi ist wundervoll entspannt, seine Haut weich und empfindsam. Sein Gesicht glüht vor Erregung. Er schmiegt sich eng an Koji, dessen Hände inzwischen die Regionen unterhalb der Gürtellinie erforschen. Koji massiert geschickt Izumis Glied und beginnt, ihn für sich vorzubereiten. Als er ihn sanft nach vorne drückt und langsam in ihn eindringen will, wirft Izumi laut aufstöhnend seinen Kopf zurück und - ein klägliches Fiepen durchdringt den Raum. Beide Burschen sehen irritiert auf. Etwa 5 Schritt vor ihnen fiept Tetsu'ko schmerzhaft und wirkt ausgesprochen verlegen.

"Wie zur Hölle ... Der Gang ist doch viel zu eng." Koji ist fassungslos.

Takuto begutachtet seinen Drachen mit einem prüfenden Blick und stöhnt mit einem Mal auf.

"Oh nein - er hat sich eingeklemmt!"

 

Etwa eine Stunde, 2 Eimer Schmierfett und zahllose Flüche später, haben sie den Drachen endlich befreit. Tetsu'ko hockt kleinlaut in seiner Höhle und traut sich kaum, einen von den beiden anzusehen.

Takuto hat sich inzwischen beruhigt, er kann seinem Drachen kaum lange böse sein, aber Koji schäumt vor Wut.

"Na komm, er hat ganz schön gelitten. So neugierig kenne ich ihn gar nicht. Laß uns schlafen gehen Koji, es ist schon ziemlich spät." "Neugierig?! Das Mistvieh wollte mir nur wieder eins auswischen! Du glaubst doch nicht, daß ich hier schlafe, wenn dein Schoßtier mich jederzeit

wegschleppen kann! Bring ihn im Schloß unter, da ist ein passender Pferch!

Ich verstehe sowieso nicht, daß du ihn immer um dich hast. Es ist nur ein verdammter Drache!" Izumi sieht Koji genervt an.

"Die Diskussion hatten wir schon öfter. Drache und Reiter bilden eine Einheit. Ich kann ihn nicht irgendwo wegsperren, das weißt du genau. Außerdem: Ja, er hat dich weggetragen, aber du hattest mir wirklich wehgetan. Er kann nicht unterscheiden, ob das Ernst oder Spaß ist.

Also, was ist jetzt: Willst du dich weiter aufregen oder können wir ins Bett?

Ich muß morgen früh los, der Kaiser hat eine Sonderbesprechung im großen Hort angesetzt."

Koji wirft gereizt seinen Kopf zurück.

"Schaffst du ihn weg?"

"Nein."

"Dann schlaf alleine! Ich lasse mich doch nicht von so einem Vieh erpressen!"

"Ach, zum Thema erpressen: Kannst du aufhören, geklaute Ware bei mir zu verstecken? Ich traue mich kaum noch in die Stadt!"

Jetzt ist Izumi dabei, sich in Rage zu reden. Koji sieht ihn überrascht und auch ein wenig verletzt an. "Ich habe nichts Gestohlenes bei dir! Das ist nicht wahr!"

"Und meine Handschuhe? Ja, die neuen, die du mir geschenkt hast, weil meine zerrissen waren. Als ich über den Markt geschlendert bin, hat mich der Lederer sehr verlegen darauf angesprochen. Er hatte sie für den Neffen des Königs gemacht und plötzlich waren sie verschwunden - 10 Minuten, bevor er sie abholen wollte. Der Neffe unseres verehrten König Boltis war extrem sauer - und der Lederer hat sie eindeutig wieder erkannt aufgrund des Stempels am Schaft. Ich durfte also die Handschuhe, die du mir geschenkt hast, selbst bezahlen. Mal abgesehen davon, das die ganze Sache sehr peinlich war: Was

hast du mir noch Gestohlenes mitgebracht?"

Koji windet sich wie eine Schlange am Haken.

"Izumi - du weißt doch, ich bin ein Dieb. Ich verspreche dir, das kommt nicht wieder vor, das dich jemand anspricht." "Ach, aber das du mir nichts Gestohlenes bringst, das kannst du mir nicht versprechen? Aber du verlangst, daß ich meinen Drachen aufgebe? Lern erstmal etwas zu bezahlen, bevor du es mitnimmst!"

"ICH BIN EIN DIEB!!! Ich kaufe nie etwas!"

"Und ich ein Drachenreiter! Ich sperre mein Tier nicht in einen Pferch, wenn es mir lästig wird!"

Beide starren sich wütend mit hochrotem Kopf an, in ihren Augen funkeln Blitze.

Tetsu'ko drückt sich an die Wand und versucht sich unsichtbar zu machen.

Immerhin ist er die Ursache für den Streit und das paßt ihm gar nicht. Schließlich wendet sich Koji ab und stürmt aus der Höhle. "Mach doch, was du willst! Mich siehst du hier so schnell nicht wieder!"

 

Takuto hört ihn laut die Stufen herunterstürmen. Am Fuß der Felszinne ist ein kleines Boot für Notfälle, damit kann er an Land rudern . Langsam beginnt Izumi die Höhle aufzuräumen und macht sich fertig zum Schlafengehen. Sein Zorn ist verraucht und er bedauert den Streit. Na ja,

Bedauern ... Koji braucht ihm wirklich keine Geschenke zu machen, er will sie gar nicht, gestohlen oder nicht. Und muß er sich immer so schnell aufregen?

Hoffentlich macht er keinen Blödsinn. Er trommelt schließlich hilflos mit seiner Faust gegen die Felswand. "Verdammter Egoist! Wehe, es geht nicht einmal alles nach deinem Kopf!"

Takuto sieht auf sein Bett - es wirkt riesig, leer und kalt. Er wirft sich darin ein wenig herum und steht schließlich auf, schnappt sich das Kopfkissen und die Decke und tapst mit nackten Füßen in die Drachenhöhle. "Tetsu'ko - schläfst du schon?" Der Drache hebt seinen Kopf und sieht ihn

fragend an. "Kann ich bei dir schlafen?" Sofort schiebt Tetsu'ko sein Vorderbein beiseite und lädt Takuto ein. Der packt sich zu seinem Drachen und schmiegt sich an die schuppige, geschmeidige Haut. Vorsichtig legt Tetsu'ko seinen Kopf um ihn herum und zieht einen seiner Flügel halb über seinen Reiter.

"Der Dickschädel - er hat dir das wirklich übel genommen." Der Drache knurrt kurz, reibt seinen Kopf sanft an Takutos Beine. "Du brauchst mich bei ihm nicht zu beschützen, wir einigen uns da schon selbst. Das heißt, wenn er wiederkommt ..." Für einen Moment krallt sich der Junge in die feste Haut des Drachen. "Wenn er wiederkommt ..." Tränen laufen über sein Gesicht. Tetsu'ko bezüngelt sanft die salzigen Spuren auf den Wangen, aber alles, was er jetzt tun kann ist, tröstend zu fiepen und sich noch ein bißchen enger an seinen Herrn zu schmiegen. So wenig er Koji mag - seinen Reiter so unglücklich zu sehen, tut ihm in der Seele weh.

 

Koji hat inzwischen in dem kleinen Boot das Ufer erreicht. Sein Zorn ist genauso verraucht und hat einem allgemeinen Unmut Platz gemacht. "Der Dickschädel - kann er nicht einmal das tun, worum ich ihn bitte? Kann er nicht einmal sein Haustier irgendwo anbinden und aussetzen? Aber nein - Pflicht über alles. Verdammter Drache!" Koji gibt dem Nachen einen wütenden

Tritt, das Boot schlingert bedenklich.

"Wir könnten jetzt gemütlich in dem breiten Bett liegen und uns amüsieren.

Der Abend hatte so schön angefangen. Aber nein - das Vieh muß sich einmischen. Ich könnte ihn ... !"

Er bindet das Boot fest und schimpft vor sich hin. "Blödes Vieh, blöder Streit. Ich bin nunmal ein Dieb, ich stehle Dinge. Kann er das einfach nicht verstehen? OK, die Handschuhe - das war etwas zu auffällig. Der Lederer hatte sie schon gekennzeichnet. Passiert mir bestimmt nicht wieder. Das nächste Mal ... Moment - so, wie ich herausgestürmt bin ... ob er mich überhaupt nochmal sehen will?"

Koji fühlt, wie ihm eisige Finger über den Rücken streichen, er fühlt sich auf einmal sehr einsam.

"Izumi ...."